Das sind unsere Orte, nicht nur meine. Ich gebe Impulse rein, den Rest erledigen wir zusammen

Die Entwicklung des Settings an meinen Spieltischen

Ich füttere meine Dunkelheim-Mitspielenden am Online-Open-Table Valravn gern mit Gerüchten und kleinen Szenen an, um ihr Interesse zu wecken und Abenteueraufhänger zu platzieren. Daraus und im Zusammenspiel mit meinen Leuten entspinnt sich ein immer dichterer Hintergrund.

Alles im Voraus festlegen?!?

Eine Sache hat mich zu Beginn in Valravn als Spielleitung gestresst: ich hatte das Gefühl, ich müsste eine mindestens halbwegs fertige Region abliefern inklusive Hexkarte und so weiter. Faaack, wie oft saß ich vor der Hexkarte und konnte mich nicht entscheiden oder versuchte mir einen funktionierenden, kompletten Hintergrund für meine Region Dunkelheim auszudenken – das funktionierte für mich nicht.

Es half nicht unbedingt, dass wir zu Beginn zwei Auteure dabei hatten, die genau das zu tun schienen, wozu ich anscheinend nicht in der Lage war. Irgendwann wurde mir klar, dass ich das einfach nicht bin und dass ich alles lieber etwas abstrakter und diffuser handhaben wollte. Auf das Festlegen von genauen Kilometerentfernungen zwischen Orten oder ähnliches habe ich einfach keine Lust und halte das auch nicht für spielentscheidend. Außerdem wollte ich schnell ins Handeln kommen. Optionsparalyse ist nicht sehr angenehm.

Eine Stadt, ein Dorf und ein Wald

Witzigerweise hab ich anfangs meine Abenteuer total überfrachtet und mir viel zu viel Arbeit gemacht. Was ich in der Vorbereitung der Welt nicht gut leisten konnte, versuchte ich nun unterbewusst beim Schreiben von Oneshots für einen Abend – wir spielen maximal 2 bis 3 Stunden und das Zeugs sollte in sich abgeschlossen sein – selbst wenn es in einen größeren Kontext eingebettet ist. Es dauerte eine Weile, bis mir die Problematik bewusst wurde.

Inzwischen bereite ich nur Personen, kleine Orte, vielleicht Gegenstände, und Motive/Ziele vor, den Rest erspielen wir am Tisch. Das ist eine ziemliche Entlastung für mich, ich kann auf anfangs wenige Details zurückgreifen, die im Laufe der Zeit fast automatisch wachsen. Wir spielen im Normalfall immer noch hauptsächlich in der Stadt Doval oder dem Dorf Muskvol, gegebenenfalls noch im riesigen Svalich-Wald und das find ich richtig cool. Das sind unsere Orte, nicht nur meine. Ich gebe Impulse rein, den Rest erledigen wir zusammen – quasi im Vorbeigehen.

Organisation

Ich organisiere mich inzwischen mit der Software Logseq, in der ich Textinhalte wie in einem Wiki miteinander verknüpfen und sogar eine grafische Darstellung der Verbindungen aufrufen kann. Eine Karte der Region pflege ich nicht.

Fazit

Es hat eine Weile gedauert, meinen eigenen Stil zu finden, aber inzwischen kenne ich ihn: kleine Informationshappen, die sich über die Zeit organisch miteinander verbinden und so ein wachsendes Netzwerk schaffen. Ich muss nicht zu Beginn schon alles wissen, nur das Wichtigste fürs Spiel – der Rest kommt durchs Spielen, nicht durch hausaufgabenähnliches Planen, das mir keinen Spaß macht.


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Veröffentlicht von

Thorsten

Thorsten

Abenteuerrollenspieler aus Kiel

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  • #1 Hannes

    Meine Spieler haben durch ihren positiven kreativen Wahnsinn immer meine Abenteuer zerfurchtet.
    Ich bin irgendwann über die PDF des "The Prepless Gamemaster " gestolpert. Dies hat mir sehr geholfen

    on October 28 2025, 14:48